Sein eigener Chef zu sein, ist sicher ein oft gehegter Traum. Die Vorstellungen, dass man alle Entscheidungen selbst treffen, sich nichts sagen lassen muss, das Gefühl von Freiheit etc. bekommen oft einen Glorienschein. Witzigerweise stand das für mich eigentlich nie am Plan, weder Teilzeit noch Vollzeit. Aber wie das Leben so spielt, findet man sich 25 Jahre später in der Situation als Vollblutunternehmerin und möchte es auch nie wieder ändern. ?

Gela Löhr vom Onlinemagazin Lemondays hat zu einer Blogparade mit dem schönen Thema „Das Leben träumen oder den Traum leben“ aufgerufen und dieser Artikel ist mein Beitrag dazu.

▪ Vorstellung und Realität als eigener Chef

Wusstest du, dass ein hoher Prozentsatz der Selbständigen auf die Frage nach dem Grund, warum sie ihr Unternehmen gegründet haben, folgendes antworten „Der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit“. Direkt gefolgt von „mehr Freizeit, Zeit für die Familie“ und „mehr Einkommen“.

Aber oftmals kommt es anders als man denkt. Eines sollte einem nämlich bewusst sein, dass auch oder gerade eine nebenberufliche Selbständigkeit zu Beginn, viel Energie und Zeit braucht, um in Schwung zu kommen und diese von irgendwo „abgeknipst“ werden muss.

▪ Womit soll ich mich nebenberuflich selbständig machen?

Nach dem Wunsch, sein eigener Chef zu sein kommt oftmals die Frage und womit? Wenn man Ideen für ein eigenes Business in Google eingibt, gibt es unzählige Seiten, die hierfür Tipps aufzählen. Bei mir war es z.B. die Tatsache, dass ich mein erstes Buch rausgebracht habe und weder bei einem Verlag „Klinken putzen“ wollte noch bereit war, die Rechte an meinem Manuskript abzutreten. Also wurde ich kurzerhand mit dem Vertrieb meines Buches zur „ernsthaften“ Unternehmerin. Naja, dazu muss ich sagen, dass ich vorher bereits nebenberuflich in der psychologischen Beratung als Diplomlebensberaterin und im energetischen Bereich „hobbymäßig“ – denn das Einkommen war zu vernachlässigen - selbständig war.

Apropos Hobby … es gibt natürlich auch Menschen, die es tatsächlich schaffen, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Oftmals im kreativen Bereich, sei es Taschendesign, Schmuckherstellung oder Basteln mit Papier. Wenn es etwas gibt, worin Du richtig gut bist und dass Dir eine Menge Spaß macht, dann könnte es genau das sein, womit Du Dir ein zweites Standbein als Dein eigener Chef schaffen kannst.

▪ Gründung ist heute einfacher denn je

Gerade wenn es um eine nebenberufliche Tätigkeit geht, ist diese heutzutage nicht mehr ungewöhnlich wie 2007 als ich mich dazu entschieden habe. Als Kleinunternehmer, braucht man sich nicht einmal mit dem Thema Umsatzsteuer oder doppelter Buchhaltung beschäftigen. Vorher sollte man allerdings mit seinem Arbeitgeber sprechen und sich hier ein offizielles ok einholen. Dann ist die Bürokratie überschaubar. Ein Formular beim Finanzamt, eines bei der Sozialversicherung, eines beim Gewerbeamt – sofern man ein freies Gewerbe und kein gebundenes wählt – und schon ist man sein eigener Chef.

Tja, aber dann geht es eigentlich erst richtig los…

▪ Warnung vor der rosaroten Brille

An dieser Stelle möchte ich ein „Achtung“ einbringen. Solltest du Dich in ein Produkt bzw. eine Produktpalette verliebt haben und Dich entscheiden, als Vertriebspartner für ein Netzwerkmarketing Unternehmen tätig zu werden, dann wird dir oft gesagt „Du brauchst so gut wie nichts investieren! Ein Handy, ein Laptop und Du kannst loslegen!“ Ja, es ist richtig. Du brauchst in diesem Fall weder ein Geschäftslokal noch Einrichtung oder Angestellte, aber investieren darfst Du trotzdem, in Dich und Deine persönliche Entwicklung zum Unternehmer! Denn wir werden nicht als Unternehmer geboren (zumindest die meisten nicht) und Angestellte denken und agieren anders! Außerdem gibt es immer wieder persönliche Hindernisse und Glaubenssätze, die uns am Fortkommen hindern. Erst in meinem letzten Artikel habe ich daher über 7 Dinge geschrieben, die ich mir gewünscht hätte, dass sie mir jemand am Anfang gesagt hätte.

▪ Webseite fertig, Visitenkarten gedruckt – die Kunden können schon kommen

Ein häufiger Irrtum ist, zu glauben, dass man sich nur „ordentlich einrichten“ muss und die Kunden dann ganz automatisch kommen. Blöderweise kommt dann keiner und der erste Frust ist vorprogrammiert. Warum sollten sie auch kommen? Sie wissen mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht, dass es Dich gibt und was Du vielleicht Großartiges für sie bereithältst.

Dann wird also ein Marketingseminar besucht oder ein Strategie- bzw. Verkaufskurs gebucht und der gewünschte Erfolg stellt sich trotzdem nicht ein. Warum nur?

Ganz einfach, weil Schritt zwei vor dem ersten gemacht, die Lösung im Außen gesucht wird, bevor Du die Klarheit in Dir gefunden hast!

▪ Alles beginnt bei bzw. in Dir!

Sein eigner Chef bzw. selbständig sein ist wohl Persönlichkeitsentwicklung vom Feinsten. An dieser Stelle werden mir erfolgreiche Unternehmer garantiert zustimmen. Am Anfang darfst Du Dir erst mal folgende Fragen stellen und Dir ausführlich für Dich über die Antworten klar werden:

  • Warum mache ich das? Was ist meine Vision?
  • Mit wem möchte ich arbeiten? Wen möchte ich ansprechen?
  • Was möchte ich anbieten und was ist der Nutzen für meinen Kunden?
  • Wie möchte ich wahrgenommen werden?
  • Wo bzw. womit möchte ich sichtbar werden?

Vor allem die Frage nach dem Warum wird häufig vernachlässigt. Aber genau die Antwort darauf ist ein großer Motivator, der Dir hilft dranzubleiben, auch wenn es nicht gleich so läuft, wie Du es Dir vorstellst oder es zwischendurch eine Durststrecke gibt!

Ich erlebe immer wieder, dass Menschen mit tollen Ideen und großem Potential frustriert ihren Traum wieder aufgeben, weil ihnen die Klarheit, die notwendige Unterstützung bei der Positionierung oder beim Sichtbarwerden fehlen. Ich durfte mir in meinen fast 15 Jahren nebenberuflicher Selbständigkeit viele Dinge mühevoll und Stück für Stück erarbeiten. Daher schlägt mein Herz heute für Menschen mit einem nebenberuflichen Business. Ich liebe es, sie zu beraten und auf ihrem Weg zu unterstützen.

▪ Ist das Ziel immer Vollzeitselbständigkeit?

Diese spannende Frage wurde mir vor kurzem in einem Interview gestellt. Meine klare Antwort: Nein. Häufig ist es so, dass nebenberufliche Unternehmer ihren Hauptjob mindestens ebenso gerne machen, wenn vielleicht auch nur in Teilzeit. Sie wollen diesen gar nicht aufgeben, sondern lieben die Vielseitigkeit und Abwechselung. So ging es mir selbst über ein Jahrzehnt. Ich habe lange im Internationalen Bankenbereich und später in der Steuerberatungsbranche (wenn auch nur noch knapp 50%) gearbeitet und habe meine Welt der Zahlen geliebt! Ich war immer in Positionen, wo eigenständiges Arbeiten und Entscheidungen treffen, dazu gehörte. Auch wenn ich manchmal zum Leidwesen meiner Chefs mehr eigenständige Denkweise an den Tag gelegt habe, als ihnen lieb war. ? Interessanterweise kam bei es bei mir dann schleichend, aber nicht mehr zu ignorieren dazu, dass ich mich im Angestelltenverhältnis immer mehr beschränkt und eingeengt gefühlt habe. Ich bin dieser Form der Tätigkeit irgendwie entwachsen, sodass es an der Zeit war in die volle Selbständigkeit zu wechseln. Aber das ist eine andere Geschichte.

▪ Zusammenfassend sei gesagt…

Ein nebenberufliches Business ist wohl die einfachste und sicherste Möglichkeit sein eigener Chef zu werden und sich bzw. seine Idee auszuprobieren, ohne ein großes unternehmerisches Risiko einzugehen. Aber dabei sollte man den Zeitaufwand nicht unterschätzen, denn auch nebenberuflich darf man 100%iger Unternehmer sein und sein Business mit Herz und Einsatz leben. Außerdem darf man sich in Geduld und Durchhaltevermögen üben, bis man die ersten Früchte ernten kann.

PS: Im Schreibfluss bzw. der Lesbarkeit zuliebe nutze ich oftmals nur die männliche Form, es sind hierbei allerdings natürlich alle Geschlechter gemeint. Danke für dein Verständnis!

Schreib mir!


Ich bin neugierig. ? Wer bist Du, die/der Du bis hier gelesen hast?
Hegst Du den Traum, Dein/e eigene/r Chef/in zu werden oder bist Du es vielleicht schon?
Ich freue mich auf einen Kommentar von Dir!